Klarheit schafft Wirkung: Die Kunst des verständlichen Schreibens

In meiner Arbeit lege ich großen Wert auf Verständlichkeit. Ich möchte meine Kund*innen und ihre Produkte durchdringen, um dieses Wissen so zu vermitteln, dass die Zielgruppe die Vorteile direkt erfasst.

Um dies zu erreichen, ist verständliches Schreiben unerlässlich. Gleichzeitig berücksichtige ich die Zielgruppe und ihre Bedürfnisse. Viele gängige Verständlichkeitsmodelle vernachlässigen Leser*innen zunächst, was die Aussagekraft mindert.

Ein Mensch sitzt an einem Schreibtisch, hinter ihm ein Poster mit der Erinnerung, verständlich zu schreiben.

In diesem Artikel erfährst du:

  • Die Definition und Bedeutung von verständlichem Schreiben.
  • Warum Verständlichkeit für effektive Kommunikation entscheidend ist.
  • Verschiedene Modelle zur Bewertung der Textverständlichkeit 
  • Wie die Zielgruppe die Anforderungen an verständliches Schreiben beeinflusst.
  • Typische Fehler und Fallen bei der Vereinfachung von Texten.
  • Die Rolle der inneren Haltung für verständliches Formulieren.
  • Die ethische Verantwortung, Informationen klar und nachvollziehbar zu kommunizieren.
  • Praktische Tipps für verständliches Schreiben in der Anwendung.
  • Nützliche Software-Tools, die beim verständlichen Schreiben unterstützen.

Wichtig Grundüberlegungen zur Verständlichkeit

Maximale Verständlichkeit ist nicht immer das Ziel. Die leichte Sprache verdeutlicht dies. Ihr Ziel ist es, eine breite Masse zu erreichen, indem sie kurze Sätze und einfache Wörter nutzt. Dies erschwert jedoch die Darstellung komplexer Zusammenhänge. Zudem wirkt sie stilistisch ungeschliffen, kann Langeweile erzeugen und beansprucht lesekompetente Personen unnötig.

Verständlichkeit ist daher zielgruppenabhängig. Beim Verfassen medizinischer Texte ist es entscheidend, ob sie sich an Menschen mit Lernschwierigkeiten, die breite Öffentlichkeit, interessierte Laien oder Fachpersonal richten. Stellen wir uns beispielsweise ein revolutionäres Medikament gegen Diabetes vor, dessen Einnahme auf einer einzigen Tablette basiert.

Für diese unterschiedlichen Adressaten müssen Informationen auf verschiedenen Ebenen kommuniziert werden.

  • Fachleute erwarten Statistiken und Wirksamkeitsnachweise.
  • Anwender*innen interessieren sich primär für die Vorteile und die Sicherheit des Medikaments.
  • Für Menschen mit Lernbehinderungen ist einfache Sprache notwendig, während interessierte Betroffene auch fachliche Details wünschen.

 

Entscheidend für alle ist die Verständlichkeit der Information, die jedoch auf unterschiedlichen Komplexitätsebenen realisiert werden kann.

Die Theorie der Verständlichkeit: Das Hamburger Modell

Effiziente Kommunikation beschäftigt die Wissenschaft seit Jahrhunderten. Verständlichkeit ist ein Kernbestandteil der Kommunikation. Gelingende Kommunikation setzt voraus, dass die Botschaft verstanden wird. Verständliche Kommunikation ist somit die Basis jeder erfolgreichen Interaktion.

Verschiedene Modelle dienen der Bewertung der Textverständlichkeit. In Deutschland ist das Hamburger Modell am bekanntesten. Es basiert auf vier Verständlichkeitsmerkmalen:

  • Einfachheit: Nutze klare und geläufige Wörter. Vermeide Fachbegriffe oder erkläre sie präzise. Formuliere kurze und einfach strukturierte Sätze. Nebensätze sollten dem Hauptsatz voran- oder nachgestellt werden.
  • Gliederung/Ordnung: Ein logischer Aufbau, Absätze und aussagekräftige Überschriften erleichtern das Erfassen von Inhalten. Wichtige Informationen stehen am Anfang, und ein roter Faden zieht sich durch den Text.
  • Kürze/Prägnanz: Halte dich kurz, vermeide unnötige Schachtelsätze und konzentriere dich auf das Wesentliche. Redundanz kann jedoch in bestimmten Fällen sinnvoll sein.
  • Anregende Zusätze: Beispiele, lebendige Sprache, Geschichten und Metaphern steigern das Interesse und die Anschaulichkeit des Textes.

Texte lassen sich anhand dieser Kriterien bewerten. Eine Skala von ++ bis — ermöglicht eine Einschätzung der Verständlichkeit durch jeden Leserin.

Das Hohenheimer Modell erweitert das Hamburger Modell um Dimensionen wie Motivation, Lesesteuerung und Interessantheit. Es bezieht Leser*innen aktiver ein. Im Gegensatz zur stark sprachlich-strukturellen Ausrichtung des Hamburger Modells betrachtet das Hohenheimer Modell Verständlichkeit als interaktiven Prozess zwischen Text und Rezipient*in.

Das Karlsruher Verständlichkeitskonzept kritisiert das Hamburger Modell und ergänzt eine soziale Perspektive. Es betont, dass Verständlichkeit vom Kontext, den Kommunikationszielen und den sozialen Beziehungen der Beteiligten abhängt. Verständlichkeit wird hier als situativ und dynamisch verstanden, nicht als statische Checkliste sprachlicher Merkmale.

Der interaktionale Ansatz von Groeben unterstreicht, dass Verständlichkeit aus dem Zusammenspiel von Text, Leser*in und Situation entsteht. Der Fokus liegt auf dem individuellen Vorwissen und den Lesezielen. Dies verdeutlicht: Ein Text ist nicht per se verständlich oder unverständlich – es hängt davon ab, für wen, wann und zu welchem Zweck er verfasst wurde.

Missverständnisse und typische Fehler:

Ein häufiger Fehler ist eine übertriebene Vereinfachung, die wichtige Nuancen oder Zusammenhänge auslässt. Auch das bloße Streichen technischer Begriffe ohne verständliche Erklärung kann kontraproduktiv sein. Ein weiteres Problem: Texte, die für alle passen sollen, erreichen oft niemanden wirklich.

Verständliches Schreiben als Haltung

Neben sprachlichen und strukturellen Aspekten spielen innere Haltungen eine wichtige Rolle. Wer verständlich schreiben möchte, sollte folgende Aspekte berücksichtigen:

  • Achtung, Wertschätzung, Rücksichtnahme: Wer seine Leser*innen ernst nimmt und deren Perspektive berücksichtigt, formuliert verständlicher.
  • Empathie und Verständnis der Zielgruppe: Wer die Bedürfnisse der Leser*innen versteht, kann Texte entsprechend anpassen.
  • Aufrichtigkeit und Selbstöffnung: Wer klar denkt, schreibt klar. Autor*innen sollten zu ihrer Meinung stehen.

Kulturelle Unterschiede in der Verständlichkeit:

Verständlichkeit ist keine universelle Größe, sondern stark von kulturellen Kontexten geprägt. Was in einer Kultur klar ist, kann anderswo unhöflich oder missverständlich wirken.

Unterschiede in sprachlichen Konventionen, implizitem Wissen, Argumentationsweisen sowie der Nutzung von Metaphern und Humor beeinflussen die Rezeption erheblich.

Bei internationaler Kommunikation ist Bewusstsein für kulturelle Unterschiede unerlässlich. Anpassungen oder kulturell neutrale Formulierungen können notwendig sein, gegebenenfalls unter Einbeziehung lokaler Expertise oder durch Übersetzung und Adaption durch Muttersprachler*innen.

Die ethische Dimension der Verständlichkeit:

Verständliches Schreiben ist mehr als eine Technik; es ist eine ethische Verantwortung gegenüber den Leser*innen. Klare und nachvollziehbare Kommunikation ist besonders in Bereichen wie Gesundheit, Recht und Finanzen wichtig, wo Unklarheiten schwerwiegende Folgen haben können. Eine ethische Haltung bedeutet, Informationen zugänglich und verständlich aufzubereiten, ohne wichtige Details zu verschleiern oder bewusst zu verkomplizieren. Dies fördert Transparenz, informierte Entscheidungen und stärkt das Vertrauen.

Tipps für verständliches Schreiben:

Schreibe immer für eine konkrete Person, nicht für eine unbestimmte Menge. Stell dir beispielsweise vor, du erklärst deiner besten Freundin oder deinem Kollegen etwas. Das hilft dir, den richtigen Ton und die passenden Worte zu finden. Deswegen ist auch eine Persona so hilfreich im Online-Marketing-Kontext.

Verwende klare und aktive Sprache. Statt „Die Präsentation wurde gehalten“ schreibe lieber „Ich präsentierte die Ergebnisse“. Aktive Verben machen deinen Text direkter und lebendiger.

Erkläre Fachbegriffe, wenn du vermutest, dass deine Leser*innen sie nicht kennen. Wenn du über „Usability-Tests“ sprichst, könntest du kurz hinzufügen: „Das sind Tests, bei denen Nutzer*innen eine Website oder ein Produkt ausprobieren, um Schwachstellen zu finden.“

Nutze kurze Absätze und Zwischenüberschriften. Lange Textblöcke wirken abschreckend. Teile deine Gedanken in kleinere Abschnitte auf und gib jedem Abschnitt eine aussagekräftige Überschrift. Das erleichtert die Orientierung und das Verständnis.

Verwende Beispiele, Bilder oder Analogien, um abstrakte Inhalte greifbarer zu machen. Wenn du die Vorteile eines neuen Software-Features erklären willst, zeige in einem Screenshot, wie es funktioniert, oder vergleiche es mit etwas Bekanntem, wie „Es ist so einfach zu bedienen wie eine Smartphone-App.“

Lies deinen Text laut vor. So merkst du schnell, ob Sätze holprig klingen oder schwer zu verstehen sind. Wenn es sich beim Lesen komisch anfühlt, ist es wahrscheinlich auch für deine Leser*innen nicht optimal. Achte darauf, dass der Text natürlich und flüssig klingt.

Die Bedeutung von Feedback und Tests:

Ein oft unterschätzter, aber entscheidender Schritt ist das Einholen von Feedback und das Testen der Texte mit der Zielgruppe. Selbst bei größter Mühe können intendierte Botschaften anders ankommen. Testpersonen liefern wertvolle Einsichten zu Verständnisschwierigkeiten, unklaren Formulierungen und fehlenden Informationen. Dieses Feedback ermöglicht gezielte Überarbeitungen und optimiert die Verständlichkeit vor der Veröffentlichung. Verschiedene Methoden, von informellen Gesprächen bis zu Usability-Tests, können hierbei eingesetzt werden.

Hilfreiche Software-Tools:

Es gibt zahlreiche Tools zur Unterstützung verständlichen Schreibens:

  • Hemingway Editor (Englisch): Bewertet die Lesbarkeit deines Textes, hebt komplexe Sätze, Passivformen und Adverbien hervor und gibt Vorschläge zur Vereinfachung.

  • Wortliga Textanalyse (Deutsch): Eine umfassende deutschsprachige Textanalyse, die Stil, Satzlänge, Verständlichkeit (unter anderem nach dem Hamburger Modell), Wortwahl und mehr prüft und Verbesserungsvorschläge liefert.

  • Lesbarkeitsindex-Tools (z.B. Flesch-Wert, Hohenheimer Verständlichkeits-Index): Online-Rechner und Integrationen, die anhand verschiedener Formeln (wie dem Flesch-Reading-Ease oder dem HIX) die Lesbarkeit deines Textes auf einer Skala anzeigen. 

  • Grammarly: Ein englischsprachiges Tool, das Grammatik-, Rechtschreib-, Zeichensetzungs- und Stilfehler erkennt und korrigiert. Es bietet auch Vorschläge zur Verbesserung der Klarheit und des Ausdrucks.

  • LanguageTool: Ein mehrsprachiges Open-Source-Tool, das Grammatik- und Rechtschreibfehler erkennt. Es bietet auch stilistische Hinweise und ist als Browser-Erweiterung, Desktop-Anwendung und Online-Editor verfügbar.

 

  • Papyrus Autor: Eine umfassende deutschsprachige Textverarbeitungssoftware, die über integrierte Stil- und Grammatikprüfungen verfügt und Funktionen zur Analyse der Verständlichkeit (oft basierend auf etablierten Modellen) bietet.

Fazit: Verständliches Schreiben ist vielseitig.

Verständliches Schreiben bedeutet mehr als nur kurze Sätze und einfache Wörter. Es geht darum, Inhalte zielgruppenorientiert zu vermitteln, ohne unnötig zu vereinfachen. Struktur, Wortwahl und die innere Haltung gegenüber den Leser*innen sind entscheidend. Wer diese Aspekte beachtet und geeignete Tools nutzt, wird klarer und wirkungsvoller kommunizieren.

Sarah Kreilaus: Freiberufliche Texterin & Expertin für verständliche Kommunikation

Erfolgreiche Kommunikation bedeutet mehr als Reichweite – Erfolgreiche Kommunikation bedeutet, verstanden zu werden.

Ich bringe komplexe Themen auf den Punkt, optimiere Inhalte für Suchmaschinen und sorge dafür, dass deine Zielgruppe genau erkennt, was dich ausmacht.

Mit meinem Fachwissen in Content Marketing, SEO und Öffentlichkeitsarbeit sowie einer gründlichen Recherche helfe ich dir, deine Sichtbarkeit zu steigern – verständlich, überzeugend und mit Mehrwert.

In über 14 Jahren als freiberufliche Texterin habe ich mehr als 100 Unternehmen, Organisationen und Selbstständige dabei unterstützt, ihre Botschaften klar und wirkungsvoll zu vermitteln.

Freiberufliche Texterin vor Hecke.

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