Rassismuskritisch, menschengerecht, inklusiv

Inklusive (Website-)Texte schreiben: Was, Gendern reicht gar nicht?

Geschlechtergerechtigkeit ist ein wichtiges Thema. Weil es an Aktualität nicht verliert und zu einem Politikum geworden ist, setzen viele „Gendern“ mit „inklusivem Schreiben“ gleich. Tatsächlich gibt es jedoch eine Vielzahl weiterer Merkmale, die du beachten solltest, wenn du inklusive Texte schreiben möchtest.

Warum solltest du inklusiv schreiben?

Ich finde es ja generell sehr gut, wenn Texte Menschen nicht diskriminieren. Es gibt allerdings auch wirtschaftliche Gründe, aus denen du darauf achten solltest, dass deine Website-Texte so inklusiv wie möglich sind:

  • Respekt und Wertschätzung: Inklusive Texte zeigen Respekt gegenüber allen Menschen und tragen zu einer wertschätzenden Unternehmenskultur bei.

  • Breitere Zielgruppenansprache: Diskriminierungsfreie Sprache stellt sicher, dass sich alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion, Behinderung oder Alter angesprochen fühlen.

  • Reputationsschutz: Unternehmen, die auf diskriminierungsfreie Kommunikation achten, vermeiden Imageschäden durch negative öffentliche Wahrnehmung.

  • Mitarbeitendenbindung: Eine diskriminierungsfreie Kommunikation stärkt das Zugehörigkeitsgefühl und die Motivation der Mitarbeitenden.

  • Rechtliche Sicherheit: Diskriminierung in Texten kann gegen Gesetze wie das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verstoßen und rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

  • Förderung von Vielfalt: Inklusive Sprache unterstützt ein diversitätsfreundliches Umfeld, das Innovation und Kreativität begünstigt.

  • Modernes Unternehmensimage: Nicht diskriminierende Texte vermitteln ein fortschrittliches und zeitgemäßes Bild nach außen.

  • Vermeidung von Missverständnissen: Inklusive und klare Sprache hilft, potenziell verletzende oder missverständliche Formulierungen zu vermeiden.

  • Markenbindung: Kundinnen und Geschäftspartnerinnen bevorzugen Unternehmen, die sich für Gleichbehandlung und Inklusion einsetzen.

  • Ethik und Verantwortung: Unternehmen haben eine gesellschaftliche Verantwortung, Vorbilder zu sein und aktiv gegen Diskriminierung einzutreten – auch in ihrer Kommunikation.

1. Rassismuskritische Sprache

Letztens lag ich ohne Betäubung bei einer Magenspiegelung, und der Arzt hat mich gelobt und gesagt, ich sei tapfer wie ein indigener Mensch. Das hätte ich schön gefunden. Natürlich hat er das nicht gesagt, sondern: „Sie sind tapfer wie ein Indianer.“ Und dann hat er noch hinzugefügt, dass man das ja (wirklich!) gar nicht mehr sagen dürfe. Und ich so: „Krrch Krr“.

Sagen darf man das natürlich noch. Die Frage ist, ob man es sollte. Was passiert, wenn man das tut, ist Folgendes: Man reduziert eine sehr vielfältige und komplexe Gruppe von Menschen auf eine Fremdbezeichnung durch Europäer*innen. Die ihrerseits die indigene Bevölkerung größtenteils auf brutalste Weise von ihrem Land vertrieben und ihrer Lebensgrundlage beraubt haben, eine Diskriminierung, die sich bis heute fortsetzt. Man nutzt also nicht ihren Eigennamen, sondern einen Begriff, den ein Europäer erfand, der sich komplett verfahren hatte und dachte, es handle sich um Inder. Es ist nichts daran richtig.

Das Gleiche gilt für alle BiPoC, Inuit sowie Sinti und Roma. Menschen mit Fremdbezeichnungen anzusprechen oder zu beschreiben, ist respektlos und vielfach verletzend. Es erfordert nicht viel Umgewöhnung, bestimmte Begriffe einfach nicht mehr zu nutzen.

Die Regel dazu ist ganz einfach: Wenn der Name von jemand anderem erfunden wurde, um eine Gruppe zu bezeichnen, ist es immer respektvoller, diesen Begriff zu vermeiden – vor allem, wenn er mit jahrhundertelangem Leid durch Unterdrückung und bis heute andauernder Diskriminierung verknüpft ist. Wenn eine Gruppe einen solchen Begriff für sich selbst zurückgewinnt und für sich selbst nutzt („reclaimed“), ist das ein wichtiger Schritt. Das bedeutet jedoch nicht, dass andere ihn ebenfalls nutzen sollten.

Und nein: Nur weil du es nicht rassistisch meinst, macht es das nicht okay, den Begriff trotzdem zu nutzen.

Ein weiterer Teil der antirassistischen Sprache ist der Verzicht auf die Nennung bestimmter Eigenschaften, wenn sie nicht relevant sind. Vor allem Eigenschaften, die einen Menschen als „Anderen“ markieren, wie etwa die vermutete Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder Migrationserfahrungen, solltest du vermeiden, wenn du inklusiv schreiben möchtest.

Warum ist diskriminierungsarmes Schreiben wichtig?

Diskriminierungsarme Sprache ist mehr als ein Mittel der Höflichkeit – sie ist ein entscheidender Schritt hin zu gesellschaftlicher Gerechtigkeit. Sprache prägt unser Denken und unsere Wahrnehmung von Menschen und Gruppen. Wenn wir diskriminierende Begriffe oder Ausdrücke vermeiden, tragen wir dazu bei, Stereotype abzubauen und marginalisierten Gruppen die Anerkennung und Sichtbarkeit zu geben, die sie verdienen. Darüber hinaus schafft diskriminierungsarme Sprache eine inklusive Atmosphäre, in der sich alle Menschen respektiert und wertgeschätzt fühlen. Für Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen ist sie ein Werkzeug, um bewusst und respektvoll zu kommunizieren, Brücken zu bauen und Vielfalt als Stärke sichtbar zu machen.

2. Menschengerechte Sprache

Kein Mensch ist seine Behinderung. Deshalb sprechen wir heute glücklicherweise von „Menschen mit Behinderungen“ und vermeiden den Begriff „Behinderte“. Beim Sprechen über Menschen mit Behinderungen schleichen sich jedoch oft Stereotype ein. Besonders verbreitet sind Formulierungen, die „Mitleid“ betonen: Eine Person „leidet an“ … oder ist „Opfer von“ … (besser: „lebt mit“ …).

Darüber hinaus ist dieses Thema recht komplex, da wir uns viele unreflektierte Sprachmuster angewöhnt haben. Der Österreichische Behindertenrat bietet eine hilfreiche Liste mit Begriffen, die du vermeiden solltest, und alternativen Formulierungen, die respektvoller sind.

3. LGBTQIA-inkludierende Sprache*

Bei sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität gibt es besondere Herausforderungen im Umgang mit Sprache. Begriffe wie „Queer“ waren früher Beleidigungen, werden heute aber von vielen LGBTQIA*-Personen genutzt. Dennoch gilt: Wir dürfen das, Außenstehende sollten damit vorsichtig sein.

Verständlicher wird es vielleicht bei Begriffen wie „Tunte“ oder „Schwuchtel“ – sie werden manchmal innerhalb der Community verwendet, bleiben aber abwertend, wenn sie von Außenstehenden benutzt werden. Ich als Frau würde diese Begriffe beispielsweise niemals nutzen.

Besonders sensibel ist das Thema Transgeschlechtlichkeit. Ein grundlegendes Verständnis hilft hier sehr: Transmenschen hatten immer schon die Geschlechtsidentität, die sie jetzt leben. Daher gibt es kein „Wunschgeschlecht“ und auch kein „ehemaliges Geschlecht“, sondern nur die Geschlechtsidentität. Anpassungen sind keine „Umwandlungen“.

4. Stereotype lauern hinter jeder Ecke...

Ob „Flüchtlinge“ statt Geflüchtete, „Krankenschwester“ statt Pflegefachkraft oder „Deutsche“ statt in Deutschland Lebende – viele sprachliche Ungenauigkeiten sind diskriminierend. Ohne selbst betroffen zu sein, ist es schwierig, all diese Ungerechtigkeiten zu erkennen. Deshalb ist es wichtig, Betroffenen zuzuhören und ihre Kritik ernst zu nehmen.

... aber zum Glück gibt es Hilfe

Viele Gruppen veröffentlicht Leitfaden zum diskriminierungsfreieren Sprechen und Listen, die das Thema gut zusammenfassen und übersichtlicher machen. 

Beispiele hierfür sind: 

 

Inzwischen gibt es auch die Möglichkeit, Sprache automatisch auf Stereotype analysieren zu lassen. Ich weiß aber um ehrlich zu sein nicht, wie gut der Sprachassistent tatsächlich ist. 

Fazit

Inklusives Schreiben geht über Gendern hinaus. Es erfordert Aufmerksamkeit, Sensibilität und die Bereitschaft, eingefahrene Sprachmuster zu hinterfragen. Leitfäden und Hilfsmittel können dabei unterstützen, Sprache respektvoll und diskriminierungsfrei zu gestalten.

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